Einbeck (red). Der Saatgutspezialist KWS hat an seinem Unternehmenssitz in Einbeck eine hochmoderne Anlage zur Aufbereitung und Lagerung von hochwertigem Zuchtmaterial vollständig in Betrieb genommen. Der sogenannte Elitespeicher bietet auf einer Grundfläche von 13.000 Quadratmetern Platz für rund 1,3 Millionen Saatgutpartien verschiedener Kulturen. Mit einem Investitionsvolumen von 51 Millionen Euro stärkt KWS damit die Produktentwicklung am Standort. Zudem plant das Unternehmen den Bau eines neuen Phytopathologiezentrums zur Erforschung von Pflanzenkrankheiten.
Elitespeicher: Zentrales Element der Saatgutproduktion
„Genetische Vielfalt ist die Grundlage für die Züchtung leistungsfähiger Sorten. Mit dem neuen Elitespeicher stärken wir einen zentralen Teil unserer Produktentwicklung, denn er ermöglicht uns, deutlich mehr Zuchtmaterial aufzubereiten und für unsere Züchter bereitzuhalten“, erklärt KWS-Vorstandssprecher Felix Büchting. Der Bau der Anlage im nordöstlichen Teil des Firmengeländes an der Otto-Hahn-Straße begann im Jahr 2022. In den vergangenen Monaten wurde der Elitespeicher durch ein neu formiertes Team – bestehend aus 50 festen Mitarbeitern und bis zu 80 Saisonkräften – schrittweise in Betrieb genommen. „Ein Projekt dieser Größenordnung bringt vielseitige Herausforderungen mit sich. Ich bedanke mich bei allen Kollegen und Partnern, die mit ihrem Engagement zu einer erfolgreichen Umsetzung beigetragen haben“, sagt Projektleiter Chris Preuß.
Die Ausstattung des Neubaus umfasst unter anderem ein Tablarlager mit 70.000 Lagerplätzen sowie ein großes Palettenlager. Zur Vermeidung von Lagerschädlingen werden in den Lagerräumen konstante Temperaturen von 6 bis 8 Grad Celsius sowie eine Luftfeuchtigkeit von 30 Prozent gehalten. Neben der Lagerung dient der Elitespeicher auch als Produktionskomplex: Bevor das aus ganz Europa angelieferte Pflanzenmaterial eingelagert wird, durchläuft es einen umfassenden Aufbereitungsprozess. Dazu gehören unter anderem das Trocknen, Reinigen und Sortieren nach Größe. Ein besonderer Vorteil der neuen Anlage ist die zentrale Anordnung aller Schritte auf einer Ebene, was die Abläufe erheblich effizienter macht. Wird Saatgut für Versuche benötigt, erfolgt vor dem Versand eine finale Ausstattung mit Schutzhüllen, Farbstoffen oder Pflanzenschutzmitteln.
Besonderen Wert hat KWS beim Bau auf Nachhaltigkeit gelegt. In Zusammenarbeit mit der Stadt Einbeck und der Stadtentwässerung wird die Abwärme einer Kläranlage für die Wärmeversorgung genutzt – eine Energiemenge, die dem Bedarf von rund 100 Einfamilienhäusern entspricht. Zusätzlich wird warme Abluft aus dem Trocknungsprozess wiederverwendet. Photovoltaikmodule auf dem Dach tragen zur nachhaltigen Stromversorgung bei.
Neues Phytopathologiezentrum geplant
Neben der Inbetriebnahme des Elitespeichers plant KWS eine weitere wichtige Investition: In der Grimsehlstraße soll ein modernes Phytopathologiezentrum mit einer Fläche von rund 4.600 Quadratmetern entstehen. Aufgrund des steigenden Schädlings- und Krankheitsdrucks bei gleichzeitig reduziertem Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel gewinnt die phytopathologische Forschung zunehmend an Bedeutung.
„Nur wenn wir die Infektionswege und Krankheiten unserer Nutzpflanzen genau verstehen, kann unsere Resistenzzüchtung erfolgreich sein“, erläutert Felix Büchting. „In unserem kulturartenübergreifenden Phytopathologiezentrum sollen daher gezielt Forschungsarbeiten für unsere weltweiten Märkte erfolgen.“
Weitere Informationen und Einblicke in den Elitespeicher sowie das Thema Phytopathologie präsentiert KWS in der Video-Reihe World of Farming.
Fotos: KWS