Kirchenkreis (red). Eigentlich hätte die Sitzung der Kirchenkreissynode Leine-Solling ja wieder in der realen Welt stattfinden sollen. Doch aufgrund der alarmierend steigenden Infektionszahlen traf sich das Gremium mit rund 50 Teilnehmenden doch wieder im digitalen Raum. Um sehr reale Themen ging es dennoch, allem voran die Stellenplanung für die Jahre 2023 bis 2028 angesichts notwendiger und durchaus schmerzlicher Einsparungen.
Die Überlegungen für die Stellenplanung des Kirchenkreises stellte Pastor Martin Possner vor. Der Vorsitzende des Stellenplanungsausschusses betonte dabei zunächst einmal, dass ein Planungszeitraum von sechs Jahren Sicherheit bedeute. Deutlich negativer sehen aber die zur Verfügung stehenden Mittel für die Gemeinden aus, die sich unter anderem aufgrund des Mitgliederrückgangs verringert haben. Waren es im Jahr 2003 noch rund 73.000 Gemeindemitglieder im Kirchenkreis, sind es 2021 noch 53.000. Gründe für diesen Schwund sind zum einen die Demografie in der Region Leine-Solling sowie Kirchenaustritte. Auch habe es im Coronajahr 2020 weniger Taufen gegeben.
All diese Entwicklungen muss der neue Stellenplan berücksichtigen. Hinzu kommt der „Fachkräfte-“ bzw. Pastorenmangel, der in ländlichen Gebieten schon jetzt dafür sorgt, dass manche Stelle nur schwer neu besetzt werden kann. Dabei setzt der Kirchenkreis auf Modelle, die insbesondere mehr Kooperation erfordern, den Gemeinden aber ihre Eigenständigkeit bewahren sollen. Dazu gehört es, Schwerpunkte zu setzen und gemeinsam zu planen. Vieles hat sich in den vergangenen Jahren schon entwickelt, doch das soll, so Possner, eben noch deutlich verstärkt werden.
Hierzu soll es drei Gestaltungsräume – Uslar, Einbeck und Northeim – im Kirchenkreis geben und vermehrt „multiprofessionelle Teams“, die zum einen flexibler sind, zum anderen Spezialisierungen erlauben. Wenn das Christentum sich „ausdünnt“, sei das alte „Bilderbuchmodell“ einer Gemeinde mit dem Pastor, bei dem alle Fäden zusammenlaufen, nun einmal nicht mehr tragfähig, so Possner: „Das ist der Preis einer liberalen und individualisierten Gesellschaft“, machte der Ausschussvorsitzende deutlich.
„Über den gesamten Planungszeitraum 2023-2028 erhält der Kirchenkreis Leine-Solling rund eine Million Euro weniger Zuweisungen von der Landeskirche als im letzten Planungszeitraum“, betonte Superintendentin von Lingen in ihrem Bericht vor der Kirchenkreissynode: „Gleichzeitig suchen wir als Kirche aber auch nach neuen Wegen, auf Herausforderungen wie Mitgliederverluste und Einnahmerückgänge sowie den gesellschaftlichen Wandel und neue Zielgruppen zuzugehen.“
Im Kirchenkreis muss im kommenden Planungszeitraum von derzeit 27,5 Pfarrstellen auf 22,25 reduziert werden. Dabei soll aber die Jugendpastorenstelle von einer halben auf eine ganze ausgeweitet werden und zugleich den neuen Arbeitsbereich „Junge Kirche“ aufnehmen. Zudem sollen die drei vollen Kreiskantorenstellen beibehalten werden und eine Stelle für Popularmusik hinzukommen. Weiterhin soll es auch künftig drei Diakonenstellen für den Kreisjugenddienst in den Mittelzentren sowie zwei Sozialarbeiter geben. Finanziert werden soll dies unter anderem durch den in den letzten Jahren angesparten Strukturanpassungsfonds. Diese Überlegungen wurden ausführlich diskutiert. Martin Giering, der Vorsitzender des Finanzausschusses, lobte den Entwurf und sagte: „Es ist eine ziemlich harte Einsparung, bei der aber trotzdem noch Impulse gesetzt werden.“ Vor allem, so wurde noch einmal deutlich gemacht, werden die vorgesehenen 5,25 Stellen eingespart, wenn Pastorinnen und Pastoren in den Ruhestand gehen. Zugleich verwies er auf das strukturelle Defizit von ca. 2,4 Millionen Euro im sechsjährigen Planungszeitraum, falls der Stellenplan im vollen Umfang umgesetzt wird. Die Deckungslücke muss dann aus Rücklagenentnahmen oder durch Umschichtung von Finanzmitteln ausgeglichen werden.
„Wir bleiben wie bisher bei der Bemessungsgrundlage von rund 2200 Gemeindegliedern pro Pfarrstelle“, ergänzte schließlich Superintendent Jan von Lingen: „Dies bedeutet aber, dass die Gemeinden, wenn sie kleiner werden, regional zusammenarbeiten müssen. Aber nur volle Pfarrstellen sind eben auch wirklich besetzbar“. Am Ende einer lebhaften Diskussion wurde zwar kein Beschluss gefasst, weil alles zuerst noch in den Gemeinden vorgestellt werden soll, doch das Gremium nahm die Planungen einstimmig positiv zur Kenntnis und bat zugleich um Präzisierungen in einigen Sachfragen.
Außerdem berichtete Superintendentin Stephanie von Lingen zum Ende der Sitzung noch über einige Veranstaltungen, die über den Sommer und Herbst zum Glück durchgeführt werden konnten. Abschließend mahnte sie zur Vorsicht in der Weihnachtszeit. Die Gemeinden entscheiden selbst, ob sie im Blick auf Gottesdienste Maßnahmen wie 2G oder 3G umsetzen. Bis jetzt zeige sich überall, dass die Hygienekonzepte gut funktionieren und der Kirchenkreis sich insgesamt sensibel auf die unsichere Situation eingestellt habe, auch wenn es dazu manche Spannungen in den Gemeinden gebe. „Bleiben Sie kollegial“, gab sie den Mitgliedern mit, „Streitigkeiten helfen uns nicht weiter.“
Zuvor ging es noch um die Neuwahl des Synodenvorstandes, bei der zunächst einmal Vorschläge gesammelt wurden, über die dann per Brief endgültig abgestimmt wird. Überraschungen gab es im Grunde keine, Petra Lorenz wurde wieder als Vorsitzende vorgeschlagen, Ulrike Hastedt als ihre Stellvertreterin. Wiedergewählt wurden zusätzlich Mark Trebing, Thilo Krüger und erstmals Andreas Kröß als weitere Vorstandsmitglieder. Oliver Tschirner wurde in den Pachtausschuss berufen und Rita Sennert sowie Frank Jörn in den zentralen Bauausschuss gewählt, außerdem Detlef Sauthoff und Walter Haffke in den dezentralen Bauausschuss für die Region Uslar.