Holzminden/Northeim (red). „Wäre es draußen nicht so herbstlich frisch, würde wahrscheinlich die Luft brennen“, sagt Claudia Wolff, Geschäftsführerin des Naturpark Solling-Vogler.

Wolff hat die Geschäftsführung des Naturparks im letzten Dezember übernommen und musste feststellen: „Den wirklichen Umfang eines neuen Arbeitsplatzes lernt man erst nach einem halben Jahr einzuschätzen. Am Anfang habe ich mich gefragt: Wie kann es nur so lange dauern, die Qualitätswanderregion umzusetzen? Fünf Jahre sind seit Planungsbeginn vergangen. Unglaublich! Nun bin ich geläutert.“

„Man darf bei alledem den Humor nicht verlieren. Bei einem so großen Projekt mit einer Gesamtwegelänge von 1200 km gibt es viele Steine, die plötzlich im Weg liegen“, führt sie weiter aus.

Geplante Wegeverläufe mussten vom Naturpark verändert werden, da sich die Landschaftssituation durch Witterungseinflüsse wie Sturm und Käferbefall dramatisch verändert hat, oder weil es nicht möglich war, mit allen Grundeigentümern einen Gestattungsvertrag abzuschließen. Viele Menschen und Institutionen möchten und müssen bei der Projektumsetzung „mitgenommen“ werden. Das ist gerade zu Corona-Zeiten eine große Herausforderung.“ Man muss nach Lösungen suchen, nicht nach Widerständen, sonst kommt man nicht weiter und vergeudet seine Zeit und Kraft“. Aktuell führten Materiallieferschwierigkeiten bei den so wichtigen Wegweiserschildern zu weiteren Verzögerungen. 

„Eins, zwei, drei im Sauseschritt eilt die Zeit – wir eilen mit.“ Wilhelm Busch 

Und die Zeit rennt davon. Denn in dieser Woche beginnen die Zertifizierer des Deutschen Wanderverbandes mit der Überprüfung der Touren im Landkreis Northeim. Ein Fokus wird auf den 5 sogenannten Qualitätstouren im Landkreis Northeim und weiteren 12 Qualitätstouren im Landkreis Holzminden liegen, an die besondere Anforderungen gestellt werden. Mit Spannung werden die ersten Rückmeldungen erwartet. Alles o.k.? Was muss nachbessert werden? Seit Wochen ist das Naturpark-Team, vorneweg Tore Straubhaar mit weiteren Mitarbeitern des Naturparks – auch Bundesfreiwilligen und Praktikantin - unterwegs. Den zahlreichen ehrenamtlichen Wegepaten aus 10 verschiedenen Kommunen gebührt besonderer Dank. Alles muss überprüft werden. Steht jeder Pfosten fest? Zeigen die Wegweiserschilder in die richtige Richtung?

„Das ist eine Kunst und nicht so einfach, wie es erscheint“, sagt Straubhaar. Markierungszeichen müssen gut sichtbar und in regelmäßigen Abständen 250 m entlang der Wege angebracht werden. An Kreuzungen zeigen Wegweiser mit Kilometerangaben die entsprechenden Routenverläufe. Die nächste Markierung sollte hier schon zu sehen sein.

„So findet jeder Wanderer sicher seinen Weg“, sagt Straubhaar. Die einheitliche und verlässliche Beschilderung sei Grundlage für ein unbeschwertes Natur- und Wandererlebnis. „Wir ziehen hier alle an einem Strang. Da sagt keiner: „Das fällt nicht in meinen Aufgabenbereich, das mache ich nicht“. Wolff lächelnd dazu: „Das habe ich in meinem früheren Berufsleben schon anders erlebt. Der Naturpark hat ein super Team“! 

Die Stärke des Naturparks: Eine gute Vernetzung in der Region und ein super Team!

Nichtdestotrotz ist es zurzeit stressig. Rund 720.000 Euro muss der Naturpark bei der NBank abrechnen – und das bis Mitte nächsten Jahres. Deshalb ist es außerordentlich wichtig, dass der jetzige Zeitplan eingehalten wird. Die Zertifizierung soll auf jeden Fall bis Ende des Jahres erfolgen, sodass im Januar die Zertifizierungsurkunde offiziell übergeben werden kann. Damit steht fest, bis dahin müssen alle zertifizierungsrelevanten Kriterien erfüllt sein. Alle Pfosten müssen stehen, alle Wegweiserschilder hängen, alle Wege detailliert markiert und begehbar sein. Alles läuft derzeit auf Hochtouren.

Ist die Zertifizierung erreicht, heißt das nicht, nun können die Hände in den Schoß gelegt werden. Nach der baulichen Umsetzung erfolgt die Abrechnung mit der NBank und mit den beteiligten Kommunen. Die NBank fördert das Projekt zu 75 Prozent. Die verbleibenden Kosten müssen auf die beteiligten Kommunen und die beiden Landkreise Holzminden und Northeim aufgeteilt werden. Das stellt eine große Herausforderung dar. Jeder Pfosten, jedes Schild, jede Infotafel muss zur Co-Abrechnung den einzelnen Kommunen zugeordnet werden. Kein leichtes Unterfangen. 

Für das Touristikzentrum Solling-Vogler-Region ist die Zertifizierung nicht das Ende des Projekts, sondern der Beginn der Vermarktungskampagne.

Qualitätswanderregionen zeichnen sich durch erlebnisreiche und zielgruppengerechte Wege, Sehenswürdigkeiten und wanderfreundliche Gastgeber aus. Wandern ist eine Chance für den ländlichen Raum! Die Qualitätswanderregion bringt große Chancen für unsere Region mit sich.

Foto: SVR