Leinepolder (r). Viele Zugvögel nutzen die Leinepolder zwischen Einbeck und Northeim im Herbst und im Frühling als Rastplatz, darunter auch die seltenen Kampfläufer. Die nordischen Tundren sowie Moore und feuchte Niederungen in nördlichen Regionen waren während der vergangenen Sommermonate das vorübergehende Zuhause der Kampfläufer. Dort finden die 26 cm bis 32 cm großen Vögel in den offenen Landschaften ideale Brutplätze am Boden, zumeist in Gewässernähe. Reichlich Nahrung, also im und am Wasser lebende Insekten, ist ebenfalls vorhanden. Weil der Sommer in hohen nördlichen Breiten kurz ist, ziehen Kampfläufer über weite Strecken zu ihren Überwinterungsplätzen, die unter anderem im westafrikanischen Binnenland liegen. Eine so lange Strecke ohne Pause zu fliegen, ist nichts für die langbeinigen Vögel. Ruhige Schlammflächen entlang ihrer Zugwege, zum Beispiel in den Leinepoldern, ziehen sie magisch an.
Im Herbst ganz schlicht
„Wer Kampfläufer beobachten möchte, sollte sich im Oktober mit einem Fernglas oder Spektiv ausgerüstet an einem der Beobachtungsstände einfinden und Geduld mitbringen“, rät Thomas Spieker von den Naturscouts Leinetal e. V. Während des Herbstzuges tragen die Vögel ihr Schlichtkleid, bei dem die Federn auf der Oberseite des Körpers graubraun und auf der Unterseite weißlich gefärbt sind. Am besten ist es, sich bei der Suche nach den Tieren auf feuchte, schlammige Uferstreifen zu konzentrieren. „Sich den Vögeln zu nähern, um sie besser sehen zu können, ist aber keine gute Idee“, mahnt Spieker. Damit die Wildtiere in den Leinepoldern ungestört sind, gilt dort ein Wegegebot, an das sich Menschen und sie begleitende Vierbeiner halten sollten.
Opulent im Frühling
Mit dem Ende des Winters vollziehen die Kampfläufer eine körperliche Wandlung: Sie bekommen ihr Prachtkleid. Den Männchen wächst dann ein prächtiger Federkragen, der unterschiedlich gefärbt sein kann – von weiß über schwarz bis rötlich. Während des Frühlingszugs rasten diese Vögel meist im April in den Leinepoldern, und mit etwas Glück kann man dann einen Blick auf sie erhaschen, bevor sie die Weiterreise gen Norden antreten. „In ihren Brutarealen treffen sich die Männchen zur sogenannten Arena-Balz“, weiß Thomas Spieker. Das heißt, sie sammeln sich auf kleinen Schlammflächen und präsentieren sich in all ihrer Pracht den drumherum stehenden Weibchen. „Dabei kann es zwischen den Männchen zuweilen ziemlich ruppig zugehen“, erklärt Spieker. „Der Name ‚Kampfläufer‘ kommt bei ihnen nicht von ungefähr.“
Verdrängt durch die Landwirtschaft
Noch bis ins 19. Jahrhundert hinein war der Kampfläufer in Mitteleuropa weit verbreitet. Das hat sich vor allem durch die immer intensivere landwirtschaftliche Nutzung großer Gebiete zusehends gewandelt. Heute gilt die Art in Deutschland als vom Aussterben bedroht. Weltweit betrachtet, ist der Kampfläufer zum Glück nicht gefährdet.
Hierzulande sind geschützte Bereiche wie die Leinepolder für durchziehende Kampfläufer und zahlreiche andere Vogelarten von großer Bedeutung. Die rastenden Tiere zu beobachten, ist für viele Naturbegeisterte im Herbst ein echtes Highlight. Weil es nicht immer leicht ist, die Vögel überhaupt zu entdecken, empfiehlt es sich, sich einem geführten Spaziergang der Naturscouts Leinetal anzuschließen. Hinweise zu Terminen gibt es auf http://naturscouts-leinetal.de/.
Mehr Informationen über die Natur in den Leinepoldern bietet die Internetseite www.naturerlebnis-leinepolder.de. Bei Google Play gibt es die Android-Version der kostenlosen Gebietsführer-App „Naturerlebnis Leinepolder“ und im Appstore von Apple die entsprechende Version fürs iPhone. Informationen darüber, welche Arten in den Leinepoldern bereits beobachtet wurden, liefert www.naturgucker.de, das gemeinnützige Netzwerk für Tier-, Pflanzen- und Pilzbeobachtungen weltweit. Über 68.000 Aktive sind engagiert, mehr als 10,5 Millionen Beobachtungen und über 1,5 Millionen Naturbilder wurden bereits veröffentlicht.
Foto: Naturerlebnis Leinepolder