Einbeck (red). Wie entsteht Extremismus – und wie gelingt der Ausstieg? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Ende Januar 2026 ein Präventions- und Bildungsprojekt in der Multifunktionshalle Einbeck. Unter dem Titel „Perspektivwechsel – Demokratie erleben und verstehen“ rücken politische Bildung, Dialog und die Stärkung demokratischer Werte in den Mittelpunkt.
Zentrale Akteure des Projekts sind die beiden Extremismus-Aussteiger Philip Schlaffer und Axel Reitz. Sie berichten offen und selbstkritisch über ihre persönlichen Biografien, Radikalisierungsprozesse sowie ihren Ausstieg aus der rechtsextremen Szene und geben Einblicke in Denkweisen und Strukturen extremistischer Milieus.
Zweitägiges Projekt für Jugendliche und Fachkräfte
Geplant ist ein zweitägiges Veranstaltungsformat am 28. und 29. Januar 2026. Es richtet sich insbesondere an Jugendliche, junge Erwachsene sowie pädagogische Fachkräfte. Umgesetzt wird das Projekt von der Multifunktionshalle Einbeck gemeinsam mit Extremislos e.V., der Polizei, Schulen und weiteren Präventionspartnern.
An den Vormittagen finden Schulveranstaltungen statt. In Impulsvorträgen und moderierten Fragerunden erläutern Schlaffer und Reitz Mechanismen extremistischer Szenen. Thematisiert werden unter anderem Gruppendruck, Ideologien, Gewalt, Online-Radikalisierung sowie die Frage, warum junge Menschen besonders anfällig für extremistische Angebote sind.
Ehemalige Szene-Insider in der Präventionsarbeit
Philip Schlaffer war in den 1990er- und 2000er-Jahren tief in der gewaltbereiten Neonazi-Szene aktiv und später auch in der Rocker- und Rotlichtszene verstrickt. Heute engagiert er sich in der Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt. Seine Vorträge gelten als besonders eindrücklich, da sie die realen Konsequenzen extremistischer Lebenswege deutlich machen.
Axel Reitz zählte über Jahre zu den bekanntesten Figuren der deutschen Neonazi-Szene und sagte sich 2012 vollständig vom Extremismus los. Heute arbeitet er als zertifizierter Anti-Gewalt-Trainer, Deeskalationscoach und Referent für staatliche sowie zivilgesellschaftliche Institutionen. In seinen Vorträgen analysiert er Radikalisierungsprozesse und zeigt Möglichkeiten wirksamer Prävention und Deradikalisierung auf.
Öffentliche Abendveranstaltung in der Multifunktionshalle
Ein Höhepunkt des Projekts ist die öffentliche Abendveranstaltung am Donnerstag, 29. Januar 2026, um 19 Uhr in der Multifunktionshalle Einbeck. In einem Talk- und Dialogformat diskutieren Schlaffer und Reitz über Demokratie, Meinungsfreiheit, politische Streitkultur und gesellschaftliche Verantwortung. Das Publikum soll aktiv einbezogen werden, Fragen und unterschiedliche Perspektiven sind ausdrücklich erwünscht.
Eintrittskarten sind ab 5. Januar montags bis freitags zwischen 14 und 18:30 Uhr für 5 Euro im Haus der Jugend am Kohnser Weg 3b erhältlich. Ziel der Veranstaltung ist es, demokratische Auseinandersetzung erlebbar zu machen und Raum für kontroverse, zugleich respektvolle Gespräche zu schaffen.
