Sülbeck (red). 1694 wurde die Salinekapelle Sülbeck errichtet – über mehr als 300 Jahre war sie geistliches Zentrum für die Salinen- und Bergarbeiter sowie für die heutige Gemeinde. Am vergangenen Sonntag wurde die Kapelle offiziell entwidmet. Für viele Gemeindemitglieder ging damit eine Ära zu Ende, entsprechend voll war der Gottesdienst, den Pastorin Annegret Kröger, Superintendentin Stephanie von Lingen, Regionalbischof Hans Christian Brandy und der Kirchenvorstand gemeinsam gestalteten.
Abschied mit Geschichte und Gefühl
Roberta Böcker, Vorsitzende des Kapellenvorstands, erinnerte an die lange Geschichte dieses besonderen Ortes: „Sie war ein Zeichen dafür, dass Arbeit und Glaube nicht getrennt waren“, sagte sie. Doch die Lebensumstände hätten sich geändert – vielerorts müsse sich eine an Mitgliedern schrumpfende Kirche auch von Gebäuden trennen. Das sei schmerzhaft, biete aber zugleich eine Chance, dass Gemeinden enger zusammenwachsen – wie sich auch in diesem Fall später auf sehr symbolträchtige Weise zeigte.
„Ein jegliches hat seine Zeit“
In seiner Predigt ging Regionalbischof Hans Christian Brandy auf das Phänomen der Zeit ein. Sie sei immer um uns herum und in Momenten wie diesen besonders spürbar. „Ein jegliches hat seine Zeit“, heißt es in der Bibel. Damals sei die Zeit gewesen, als die Arbeiter eine Kapelle wollten – heute sei es die Zeit, in der sich Kirche in einer zunehmend komplexen Welt neu aufstellen müsse.
„Ich spreche denen, die diese nicht einfache Entscheidung getroffen haben, meinen Respekt aus“, sagte der Regionalbischof. Für ihn sei es bereits die dritte Entwidmung in diesem Jahr – und vermutlich nicht die letzte. „Doch Gott hat es in der Hand, wie es weitergeht. Er zeigt uns immer neue Wege auf. In dieser Zuversicht können wir weiterleben.“
Dank und symbolischer Abschied
Eine besondere Ehrung erhielt Küsterin Sabine Ahlborn, die die Salinekapelle über viele Jahre betreut hatte und „vermutlich jeden Winkel“ kannte. Wie auch Roberta Böcker und viele andere war ihr anzumerken, dass dieser Schritt zwar notwendig, im Moment aber dennoch schmerzhaft war.
Zum Abschluss wurden Kreuz, Abendmahlskelch, Taufschale und andere liturgische Gegenstände gemeinsam aus der Kapelle getragen. Viele der Anwesenden halfen mit – einige trugen den Altar, andere ein Gesangbuch. Alles wurde verladen und in die St.-Martini-Kirche in Stöckheim gebracht, wo die Gegenstände ihren neuen Platz fanden.
„Wir haben nicht nur Gegenstände, sondern auch jahrhundertealte Erinnerungen mitgenommen“, stellte Superintendentin Stephanie von Lingen fest. Zum Abschluss wurde das Abendmahl gefeiert – mit dem Kelch aus Stöckheim und dem aus Sülbeck, als Zeichen der Verbindung.
Foto: Christian Dolle