Hardegsen (red). In Hardegsen wird nicht nur der Altar ins Rollen gebracht: Der Kirchenvorstand in Hardegsen mit Ertinghausen, Trögen und Üssinghausen um die junge Pastorin Anne Dill hat sich ein neues Gottesdienst-Format überlegt. „Let’s go! Kirche!“ heißt es – und ist „etwas anders“ und „frischer“ als der herkömmliche Sonntagsgottesdienst um 11 Uhr, nämlich mit einem mobilen Altar auf Rollen und zwar: „Im Freien. Per Du. Murmelnd, flüsternd über ein Thema miteinander ins Gespräch kommend.“
Und das kam so: „Zur 600-Jahrfeier der Kirche haben wir eine 600 Euro-Spende erhalten. Wir wollten damit etwas Besonderes gestalten und mal raus aus der Kirche, aktiv auf die Menschen zugehen – so kam die Idee des rollenden Altars auf. Da ein KV-Mitglied Architekt und ein anderer Grafiker ist, war unser Vorhaben ruckzuck umgesetzt“, blickt Pastorin Anne Dill lächelnd zurück.
Gebaut hat ihn dann die „Neue Arbeit“ Brockensammlung der Diakonie Göttingen, Abteilung Tischlerei. Die Planung und Ausführung erfolgte durch Boris Müller und David Dombrowski.
Denn Anne Dill und ihr Team sind der Meinung, dass sich Kirche verändern darf – und auch muss. So wie sich ja auch die Gesellschaft fortwährend weiterentwickelt. Kirche werde in Zukunft anders aussehen, andere Gottesdienstformen haben, andere Strukturen. Und daran gilt es, mitzuwirken. Aktiv mitzugestalten. Zusammen mit ihrem bunt gemischten, sehr engagierten Kirchenvorstand – zwischen 25 und 70 Jahren jung – freut sie sich sehr, dass der „rollende Segen“ schon mehrfach zum Einsatz kam: In der Winterkirche, beim Tauffest im Burgbad und zur ersten „Let’s go! Kirche!“ im grünen Kirchgarten.
Zu letzterer hatten sich viele neugierige Gemeindemitglieder auf den Weg gemacht. Mit neuen Liedern, begleitet von Christian Hetterich am Keyboard, wurde ein etwas anderes Format gestaltet, das die Teilnehmenden in Picknick-Atmosphäre locker miteinander ins Gespräch kommen ließ. Eine „rAuszeit“ vom Alltag sozusagen, sogar mit einem Anspiel der Fischerin und Touristin: „Wie wäre es denn, wenn Sie expandieren und zwei Boote und ein Fischrestaurant hätten? Dann könnten Sie beruhigt und zufrieden aufs Meer blicken!“, meint die Touristin. Und die Fischerin entgegnet: „Aber wieso? Das kann ich doch schon jetzt! Nur das Klicken Ihres Fotoapparats hat mich dabei gestört…“
Mit dem rollenden Altar will das Team durch die Gemeinde touren, Gottesdienste zum Beispiel im Feuerwehrhaus oder in der Scheune feiern. Dann wäre da noch das neue Projekt „Let’s Sing!“ von Kirchenvorsteherhin Madleene Knoke, an dem generationsübergreifend alle mitmachen können, die Lust darauf haben, gemeinsam neue (Kirchen)Lieder zu singen. Und der nächste Einsatz des rollenden Altars steht auch schon in den Startlöchern: An Erntedank, dem 6. Oktober, um 10 Uhr auf dem Erdbeerhof Hartmann.
Foto: Mareike Spillner