Bad Gandersheim (red). Mit einem wild wuseligen Wunderland starten in diesem Sommer die Gandersheimer Domfestspiele. Da wird Alice größer, sobald sie in einen Kuchen beißt, oder kleiner, sobald sie aus einem bestimmten Fläschen trinkt. Und manche Figuren bestehen aus einem oder mehreren Darstellern. Mit „Alice im Wunderland“ beginnt am Sonntag, 9. Juni, um 15 Uhr die 65. Spielzeit – und „jedes Abenteuer erfordert einen ersten Schritt“, wie es bei „Alice“ heißt. Das bewährte Team mit Sarah Speiser und Jennifer Traum sowie Ferdinand von Seebach für die Musik hat eine neue, spannende Version des Kinderbuch-Klassikers frei nach Lewis Carroll geschrieben. Inszeniert wird das Kinder- und Familienstück gemeinsam von Moritz Fleiter und Sandra Becker. In der Hauptrolle ist vor der Stiftskirche ein neues Gesicht zu sehen: Emily Seubert, die 2023 ihre Ausbildung an der Schule für Schauspiel Hamburg abgeschlossen und bei den Auditions das Team der Domfestspiele sofort überzeugt hat.

Alice begegnet einer ganz neuen Welt, einem vor Absurditäten nur so strotzenden Wunderland. Alice liebt es, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und schert sich um die Regeln ihres strengen Kindermädchens eher weniger. Im fantastischen wunderlichen Land wird das aufgeweckte Mädchen, gespielt von Emily Seubert, mit Dingen konfrontiert, die gar nicht logisch erscheinen. Alle Regeln, die ihr sonst eingeschärft werden, werden auf den Kopf gestellt, Alice wird mitgerissen und begeistert von ihrer Umgebung, muss sich immer wieder auf Neues einstellen. Und Alice widerfährt höchst Merkwürdiges: Bei einer Teeparty lernt sie den Hutmacher kennen, trifft auf ihrem Weg auf eine Grinsekatze und fragt sich, warum hier eigentlich alle so verrückt sind. Im Wunderland erscheint dem jungen Mädchen einfach nichts unmöglich.

„Alice gehört auf die Bühne“, sind Moritz Fleiter und Sandra Becker überzeugt. Der Kinderbuch-Klassiker, der zuletzt im Jahr 2000 in Bad Gandersheim zu sehen war, regt die Phantasie an, jeder kann sich seine eigenen Vorstellungen machen und seine individuellen Interpretationen finden – junge Kinder ebenso wie Erwachsene. Alle bekannten Figuren des beliebten Stückes wie der verrückte Hutmacher, die Grinsekatze, Dideldum und Dideldei oder die Herzkönigin werden vor der Stiftskirche zu sehen sein. Dabei kommt auch Puppenspiel zum Einsatz, verraten Sandra Becker und Moritz Fleiter. Mehrere Darstellende könnten gemeinsam eine Figur spielen, gerade sobald diese größer für Alice erscheinen soll. Und die Stoffkatze Luzifer wird lebendig werden. Wie? Das wird für die Zuschauer eine Überraschung. Die Proben mit den Darstellenden starten am 29. April – bereits jetzt probiert das Regieteam verschiedene Varianten des Puppenspiels aus.

Sandra Becker und Moritz Fleiter versprechen viel Action im Wunderland und kurzweilige Episoden, bei denen die Zuschauer die verschiedenen bekannten Figuren kennenlernen können. Mit dem ganzen Körper und mit Bewegungen im Stil des Physical Theatre erzählen die Darsteller die Geschichte.  „Das öffnet und viele Türen, gerade bei der Herangehensweise an besondere Objekte“, sagen Sandra Becker und Moritz Fleiter. „Es wird verrückt, lustig und absurd – bietet den kleinen und großen Zuschauern positive Träume und Deutungsmöglichkeiten.“ Und definitiv keine Albträume.

Sandra Becker und Moritz Fleiter, die sich in Bad Gandersheim kennengelernt haben, arbeiten beide im Essener Theaterensemble „toboso“ – eine Compagnie, die sich auf Stücke für das junge Publikum spezialisiert hat. „Wir wollen außergewöhnliche Theatererlebnisse speziell für junge Menschen schaffen“, sagen sie. „Alice im Wunderland“ inszenieren sie beide zum ersten Mal. Die klassischen Aufgabenteilungen im Theater sind bei „toboso“ aufgehoben. „Wir entwickeln alles zusammen“, erläutern Sandra Becker und Moritz Fleiter, die inszenieren und ebenfalls für die Ausstattung des Familienstücks sorgen. Da kann dann eine Änderung des Bühnenbildes oder der Kostüme schnell mal zur Veränderung der Inszenierung führen, ebenso wie umgekehrt. 

Sandra Becker ist seit 2012 als Bühnen- und Kostümbildnerin bei den Gandersheimer Domfestspielen tätig. Ihre Arbeit als Kostümschaffende führte sie unter anderem nach Russland, in die USA, nach Rumänien und Großbritannien, wo sie in der Kostümabteilung von „The Phantom of the Opera“ am Londoner West End arbeitete. Moritz Fleiter ist in Essen geboren und aufgewachsen. Nach seinem Studium des Physical Theatre an der Folkwang Universität der Künste gründete er 2013 mit Kollegen aus Essen das Theaterensemble „toboso“, zu dem auch Sandra Becker gehört. Bei den Gandersheimer Domfestspielen war Moritz Fleiter zwischen 2009 und 2016 in verschiedenen Produktionen dabei, unter anderem in „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ (2009) oder „Michel aus Lönneberga“ (2016).

Sehr begehrt sind in diesem Jahr die Vormittagsvorstellungen vor den Schulferien. Für die Aufführungen am 11., 12. und 13. Juni gibt es aber noch für wenige Gruppen verfügbare Karten. Neu in diesem Jahr ist, dass auch für das Familienstück „Alice im Wunderland“ ein Familienpaket zu attraktiven Konditionen verfügbar ist.
„Irgendwas ist immer“ – unter diesem Motto zeigen die Gandersheimer Domfestspiele vom 9. Juni bis 11. August vom Agatha-Christie-Krimi „Mord im Orient-Express“ über das Musical „Bonnie & Clyde“ und das Kinder- und Familienstück „Alice im Wunderland“ bis zu den Hits der schwedischen Kultband bei der Wiederaufnahme von „Dancing Queen – das große ABBA-Konzert“ insgesamt wieder vier Produktionen vor der Stiftskirche. Im Probenzentrum an der Neuen Straße ist als Studioproduktion eine Bühnenversion von George Orwells Roman „1984“ zu sehen.

Eintrittskarten gibt es über die Kartenzentrale der Gandersheimer Domfestspiele, Stiftsfreiheit 12, telefonisch 05382 955 3311 oder per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! bzw. jederzeit online unter www.gandersheimer-domfestspiele.de.

Foto: Julia Lormis