Einbeck (red) Der Frühling lädt zum Bummel an einem Sonntagnachmittag durch die Einbecker Innenstadt ein, in der dann nicht nur Jahrmarkt ist, sondern auch die Geschäfte geöffnet haben. Und an mehreren Orten lässt sich dort außerdem am 24. März zwischen 14 und 17 Uhr „Kunst am Sonntag“ genießen: Die NEWCOMER KWS Art Lounge, das StadtMuseum, das Kunsthaus sowie das Cestnik-Haus öffnen ihre aktuellen Ausstellungen und laden alle Kunstinteressierten und jene, die es werden möchten, zum Besuch ein. Das StadtMuseum zeigt in seinem Haus Auf dem Steinwege die Ausstellung „Vögel. Zeichnungen und Objekte von Ruth Reiche“. In der NEWCOMER KWS Art Lounge in der Tiedexer Straße ist „Quiet Resistence“ der Goslarer Kaiserring Stipendiatin Hangama Amiri zu erleben. Das Kunsthaus Einbeck an der Knochenhauerstraße öffnet die Ausstellung „Zeichnungen kurios“ der Porzellanmalerin Brigitte Kesten. Im Cestnik-Haus an der Wolperstraße sind u.a. fast 200 Skizzenblöcke des Malers Franz Cestnik ausgestellt. Der Eintritt ist an allen Orten frei.

„Kunst am Sonntag“ soll die aktuell laufenden Ausstellungen in Einbeck am Sonntagnachmittag zur Kaffeezeit zugänglich machen. „Alle Orte sind dabei fußläufig gut erreichbar, Zwischenstopps in der Innenstadt sind möglich“, sagen Bettina Alex, Public Affairs & Arts bei KWS, Museumspädagogin Dr. Imke Weichert und der Vorsitzende des Kunsthauses Einbeck, Frank Thiele. „Weitere interessierte Veranstalter können gerne mitmachen.“

Im StadtMuseum Einbeck sind unter dem Titel „Vögel. Zeichnungen und Objekte von Ruth Reiche“ Arbeiten der Göttinger Künstlerin und Wissenschaftlerin zu sehen. Für die Ausstellung hat Ruth Reiche eine Auswahl ihrer Arbeiten aus den vergangenen Jahren ausgewählt, die für eine ganz persönliche Auseinandersetzung mit dem Naturthema stehen. In ihrer künstlerischen Verarbeitung greift die Künstlerin in einer großen Bandbreite von kreativen Annäherungen zum Beispiel Wortspiele um die Begriffe „Eisvogel“ oder „Zeitungsente“ auf und schickt in einer nachdenklichen Erzählung eine Krähe auf die Suche nach der Freiheit. In der jüngsten Serie portraitiert sie unter dem Titel „Rote Liste“ vom Aussterben bedrohte Brutvögel. Die Ausstellung wird noch bis zum 9. Juni im Stadtmuseum gezeigt.

In den Räumen der NEWCOMER KWS Art Lounge lässt Hangama Amiri die Besucher mit ihren textilen Collagen in den Alltag der Frauen ihres Heimatlandes Afghanistan und im Exil blicken. Die Wandbehänge präsentieren Frauen in privaten Innenräumen zusammensitzend, in Unterhaltung, beim gemeinsamen Essen. Der private Raum ist der einzige Raum, in dem die Frauen nicht ständig von den Taliban überwacht werden. Auch wenn ihre Köpfe durch die Bildanschnitte nicht sichtbar sind, um Anonymität zu wahren und Identifizierung zu vermeiden, suggerieren Farben und Gesten eine heitere Stimmung. Eine Bühne des stillen Widerstandes - „Quiet Resistance“ lautet der Titel der Ausstellung der Goslarer Kaiserring Stipendiatin Hangama Amiri, die noch bis zum 13. April in der NEWCOMER KWS Art Lounge zu sehen ist.

Das Kunsthaus Einbeck zeigt ausgewählte Arbeiten der Einbecker Zeichnerin und Porzellanmalerin Brigitte Kesten aus den vergangenen beiden Jahren. „Zeichnungen kurios“ heißt die Ausstellung, die noch bis zum 21. April läuft. Die mit großem handwerklichem Geschick zu Papier gebrachten Zeichnungen scheinen vordergründig Dinge und Situationen des täglichen Lebens zu zeigen. Beim näheren Hinschauen bringt die Künstlerin die Betrachter dazu, die Wahrnehmung zu überprüfen und mit einem Augenzwinkern neue Zusammenhänge zu erschließen. Denn da windet sich beispielsweise eine Treppe in einer Ohrmuschel hinauf, eine Tür führt in ein Maisfeld hinein, Tintengläser und Fische ergeben zusammen Tintenfische. Alle Werke sind mit Bleistift, Fineliner oder Grafitstift auf Papier gezeichnet und durch farbige Malereien mit Acrylfarbe akzentuiert.

Im Cestnik-Haus stehen von Franz Cestnik (1921-2011) gemalte oder gezeichnete Menschen im Mittelpunkt. Frauen und Männer waren seit seinen Anfängen der Kern der Werke von Cestnik, wie man in der Ausstellung sehen kann: Ob in seinen Kreide- oder Rötelzeichnungen, in seinen Aquarell- oder Ölbildern – der Mensch steht im Vordergrund. Bei seinen täglichen Spaziergängen in der Stadt Einbeck oder auch an anderen Orten war er immer ein sehr guter Beobachter. Diese Betrachtungen hielt er in seinen 192 Skizzenblöcken fest, die erhalten geblieben sind und eine spannende Entwicklung zeigen.

Foto: Frank Bertram