Landkreis Northeim (red). Lockdown, Homeoffice und weniger Kontakte: Was in den vergangenen Jahren den Trend rückläufiger Einsatzzahlen für Rettungskräfte erklärt hatte, ist jetzt vorbei. Das wird beim Blick auf die Einsatzstatistik von Feuerwehr und Rettungsdiensten und Technischem Hilfswerk des Jahres 2022 deutlich. Im Landkreis Northeim gibt es wieder mehr Brände und Hilfeleistungseinsätze. Fast 34.000-mal waren die Retter gefordert.

767 Brandeinsätze hatten die Feuerwehren kreisweit 2022 abzuarbeiten, darunter 39 Groß-, 79 Mittel- und 649 Kleinbrände. Im Vorjahr 2021 waren es insgesamt 652 Brändeinsätze, 2020 waren es 718. Zu den größeren Bränden gehörten unter anderem ein Wohnhausbrand in Fredelsloh im März sowie ein Feuer im Herzen Kalefelds am zweiten Weihnachtsfeiertag. „Mehrfach haben unsere Feuerwehren im Jahr 2022 Wohnungsbrände gelöscht, bei denen Rauchmelder schlimmeres verhindert haben“, sagt Kreisbrandmeister Marko de Klein. „Umso wichtiger ist es, sie regelmäßig auf Funktion zu testen und nicht mit leeren Batterien in der Wohnung liegen zu haben.“

Deutlich zugenommen hat die Zahl der sogenannten Hilfeleistungseinsätze. Die Zahl stieg von 2020 (934) bis 2022 (1594) um 660 Einsätze. Den Schwerpunkt bildeten die Einsätze „Öl auf Straße“ mit 234, Bäume auf Straße (218) sowie Türöffnungen für Polizei und Rettungsdienst (209). „Die Stürme Nadia im Januar sowie Nasim und Antonia im April haben die Feuerwehren stark gefordert. Dachplatten und Werbeschilder wurden abgerissen, ganze Straßen waren versperrt“, sagt der Kreisbrandmeister. Die Sturmlagen im April haben erstmals den „Stab außergewöhnliche Ereignisse“ (SAE) im Kreishaus zusammenkommen lassen. „Aus dieser Einsatzlage haben wir wichtige Erkenntnisse im Hinblick auf technische und personell erforderliche Ausstattung für künftige Großlagen gewinnen können“, so de Klein. Die technischen Möglichkeiten zur Lagedarstellung und Kommunikation hat man bereits erweitert.

Deutlich zugenommen haben die Einsätze für die Rettungsdienste im Landkreis Northeim. 31.369 waren es im Jahr 2022. Zwei Jahre zuvor lag diese Zahl noch bei 26.685. Die Summe teilt sich auf in 11.715 Krankentransporte (8616 in 2020) und 19.206 Rettungswagen-Einsätze (16.152 in 2020). Innerhalb von zwei Jahren um über 100 Einsätze gestiegen ist die Zahl der sogenannten Schwerlast-Einsätze für Patienten ab etwa 140 Kilogramm. 467-mal mussten dafür ausgestattete Rettungswagen zu Patienten ausrücken. Im Jahr 2020 lag diese Zahl bei 353.

Den Überblick über die Rettungsmittel im Landkreis Northeim haben rund um die Uhr die Disponenten in der Integrierten Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst in Northeim. Die Mitarbeiter des Landkreises haben im vergangenen Jahr 70.843 Anrufe entgegengenommen (63.783 in 2020), darunter 27.177 Anrufe über den Notruf 112. In 332 Fällen wurde eine medizinisch notwendige Reanimation erkannt, 85-mal konnten die Disponenten das dafür notwendige Vorgehen per Telefon erklären, 247-mal war die Anleitung der Anrufer nicht möglich, wurde durch die Ersthelfer abgelehnt oder war nicht erforderlich. Besonders erfreulich ist in diesem Zusammenhang das Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Die Zahl der beim Notruf bereits laufenden Laienreanimationen steigt seit Jahren. Gab es 2020 noch 37 Fälle, waren es 2021 schon 48 und in 2022 60 Fälle. „Die Statistik zeigt, dass eine Laienreanimation, die innerhalb der ersten drei Minuten begonnen wird, eine rund 75-prozentige Überlebenswahrscheinlichkeit für den Patienten hat. Wird die Reanimation erst nach etwa zehn Minuten begonnen, liegt dieser Wert nur noch bei fünf Prozent“, betont Kai Reichelt, Leiter der Einsatzleitstelle. „Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung könnten jährlich in Deutschland bis zu 10.000 Leben gerettet werden, wenn Passanten oder Angehörige direkt mit der Herzdruckmassage beginnen würden.“

Ideal, um die Fertigkeiten in der Ersten Hilfe aufzufrischen, ist deshalb ein Erste-Hilfe-Kurs. Informationen zu Kursterminen gibt es bei allen Rettungsdiensten im Landkreis Northeim.

Foto: Konstantin Mennecke/Kreisfeuerwehr