Kreis Northeim (r). Die Liste der Vogelarten, die sich in den Leinepoldern beobachten lassen, ist lang. Auf ihr finden sich neben heimischen Brutvogelarten auch etliche Überwinterer aus dem hohen Norden. Von ganz weit her stammen einige gefiederten Neubürger. Es war der Mensch, der sie nach Europa gebracht hat. Exotische Vögel zu halten, galt früher als „schick“ . Vor allem Adelige oder Reiche waren die Hauptabnehmer der Händler, die Vögel aus anderen Erdteilen importierten. Heute ist das anders und es gibt sehr viele Vogelhalter. Etlichen Vögeln ist es in der Vergangenheit gelungen, ins Freie zu entkommen. Aktuell sollen Individuen aus über 160 gebietsfremden Vogelarten in unserer heimischen Natur anzutreffen sein. Fest etablieren konnten sich bisher nur 15 Arten.

Einige davon lassen sich sich in den Leinepoldern teils recht regelmäßig beobachten. Bunte „Afrikanerin“ aus Afrika stammt die Nilgans. Sie ist 63 cm bis 73 cm groß und ihr Gefieder ist in unterschiedlichen Braun- und Rottönen gefärbt. Im Flug fallen ihre kontrastreichen, schwarz-weiß gefärbten Flügel auf. Bereits im 18. Jahrhundert wurden die ersten Nilgänse in Europa als Ziergeflügel gehalten. In den 1970er Jahren konnten sie sich zum Beispiel in den Niederlanden in der Natur ansiedeln, von dort aus breiteten sie sich nach Deutschland aus. „Zwar sehen Nilgänse durchaus recht hübsch aus, doch sie sind keineswegs schüchtern“, erklärt Thomas Spieker von den Naturscouts Leinetal e. V. „ Während der Brutzeit zeigen sie gegenüber anderen Wasservögeln in ihrem Revier oft ein sehr aggressives Verhalten.“

Amerikanisches Federvieh Nordamerika ist die Heimat der Kanadagans. Etwa 90 cm bis 100 cm sind diese Vögel groß und ihr Gefieder ist schwarz, weiß sowie braun gefärbt. Sie sind sehr leicht an ihrem schwarzen Kopf mit dem weißen Kinnband zu erkennen. Es gibt Belege dafür, dass Kanadagänse schon im Jahr 1785 in Europa als Ziervögel gehalten wurden. Etwa ab der Mitte des 20. Jahrhunderts breiteten sie sich auf unserem Kontinent aus. Bruten in Deutschland sind seit den 1970er Jahren bekannt. „In den Leinepoldern zwischen Einbeck und Northeim sind Kanadagänse bisher nur gelegentlich anzutreffen“, erläutert Thomas Spieker, „doch das könnte sich in Zukunft ändern.“ Für die örtlichen Naturschützer wäre es hilfreich zu wissen, ob und wann Kanadagänse sowie andere Tierarten in den Leinepoldern beobachtet wurden. „Man kann auf naturgucker.de ganz einfach seine Sichtungen melden“, bittet Spieker. Alternativ steht die kostenlose Naturerlebnis-Leinepolder-App zur Verfügung, mit der Beobachtungen draußen sogar ohne aktive Internetverbindung erfasst und später per Wlan hochgeladen werden. Gerade während der Brutsaison können Kanadagänse auf Störungen recht aggressiv reagieren. „Läuft ein Hund auf die jungen Gänse zu, schlagen die Altvögel oft kräftig mit ihren Flügeln zu. Dabei können Hunde im ungünstigsten Fall Knochenbrüche erleiden“, warnt der Naturkenner Spieker. „In dem Naturschutzgebiet ist es aber ohne hin nicht gestattet, seine Vierbeiner frei laufen zu lassen oder selbst die Wege zu verlassen.“ Das Wege- und Leinengebot soll die Wildtiere vor Störungen schützen.

Asiatische Wasservögel

Gelegentlich zeigen sich Vögel in den Leinepoldern, deren Vorfahren aus Asien stammen sollen: die Rostgänse. In einigen Teilen Nordafrikas, zum Beispiel in Marokko, kommen diese Tiere ebenfalls natürlich vor. Diese überwiegend rostbraun gefärbten Vögel sind 58 cm bis 70 cm groß. Aktuell gibt es deutschlandweit nur wenige Bruten dieser Vogelart. In den Leinepoldern wurden in der Vergangenheit immer mal wieder Rostgänse gesichtet. So hielt sich beispielsweise ein Individuum zwischen den Enten und Gänsen an der Ges chiebesperre auf. Einige Jahre her sind die Beobachtungen von Streifengänsen in diesem Gebiet. Dokumentiert sind Sichtungen dieser Vogelart aus den Jahren 2000, 2008 und 2009. Die Streifengans ist 70 cm bis 75 cm groß und stammt aus Zentralasien. Ihr Gefieder ist graubraun gefärbt, an Hals und Kopf sind die Federn weiß. Unverwechselbar sind diese Vögel wegen ihrer beiden schwarzen Streifen am Hinterkopf. An der Geschiebesperre und auf der Northeimer Seenplatte wurden in den vergangenen Jahren zudem hin und wieder Mandarinenten gesehen. „Die Männchen sind im Prachtkleid kontrastreich schwarz, weiß, grau und kastanienbraun gefärbt“, beschreibt Spieker diese ursprünglich in Nordostchina und im Amurgebiet beheimatete Vogelart . Deutlich unauffälliger sehen die graubraun gefärbten Weibchen aus. Zwischen 41 cm und 51 cm sind Mandarinenten groß.

Mehr Informationen über die Natur in den Leinepolde rn gibt es im Internet unter www.naturerlebnis-leinepolder.de. Bei Google Play g ibt es die Android-Version der kostenlosen Gebietsführer-App “Naturerlebnis Leinepolder” und i m Apple-Store die entsprechende Version fürs iPhone. Sowohl öffentliche als auch von Gruppen zu buchende Führungen bietet der Naturscouts Leinetal e.V. an, er ist unter www.naturscouts-lein etal.de im Web zu finden. Informationen darüber, welche Vogel- und Säugetierarten in den Leinepolder n bereits beobachtet wurden, liefert www.naturgucker.de, das gemeinnützige Netzwerk für Tier-, Pflanzen- und Pilzbeobachtungen weltweit. Über 42.000 Aktive sind engagiert, mehr a ls 8,5 Millionen Beobachtungen und über 1,06 Millionen Naturbilder wurden hier bislang veröffent licht